Artist Statement

Me, Marcel, and I ist der Titel eines meiner Werke und symptomatisch für mein künstlerisches Selbstverständnis: Kunstgeschichte und Kalauer, Größenwahn und Galgenhumor. Ich bringe Dinge miteinander in Verbindung, die scheinbar so nicht zusammengehören – und doch neuen Sinn ergeben. Wortspiele gebären Ideen für neue Werke, dann kommt die Arbeit, aus den Ideen Werke zu formen.

Mein Schaffen umfasst eine große Bandbreite von Medien, über die Jahre haben sich aber zwei Schwerpunkte herauskristallisiert: Lichtskulpturen und Collagen. Beide stehen für zwei konträre Ansätze. Die Lichtarbeiten beginnen mit der mir zufallenden Idee. Dann folgt der langwierige Weg, der zum exakt intendierten Resultat führt. Bei den Collagen ist es umgekehrt: Hier spielen das Material, das Ausschneiden, die Rekombination und der Zufall die entscheidende Rolle. Es ist ein Prozess, bei dem ich aus meinem Unbewussten schöpfe und deren Ergebnisse ich nicht determinieren kann. Beide Prozesse sind gleichberechtigt. Die Collage ist für mich das ultimative Mittel für den Blick in die Psyche. Und bei den Lichtarbeiten fasziniert mich die Glätte der Oberfläche, hinter der ich den Abgrund des allzu Menschlichen verbergen kann.

Dabei bin ich kein Didaktiker; ich will nichts außerhalb des Werks erreichen. Es ist vielmehr regelmäßig eine Reflexion: Das Ätzen gegen die Idiotie, auch die eigene, und ein mitunter peinlicher Blick in den Spiegel mit zahlreichen Selbstportraits: … als belgische Diva, … als tränender Eros, … als Odin im Rosengarten et cetera. Wenn der Betrachter etwas daraus entnehmen kann, ist es gut. Für den Betrachter. Wenn nicht, ist es mir gleich.

Stile und Medien an sich sind mir unwichtig. Den Kampf zwischen Figuration und Abstraktion, High-brow und Low-brow ist irrelevant. Ich mache Kunst, weil ich sie zum Leben brauche – nicht weil ich einer Agenda folge. Meine Arbeiten sind wortlastig, auch aus generellem Zweifel am Bild. Vor Jahren benutzte ich oft die Schriften von Theoretikern und Kunsthistorikern als Steinbruch und Rückgrat für meine Werke: Beat Wyss, Arthur C. Danto, Peter Weibel, Walter Benjamin, Michel Foucault. Mit der Zeit sind mir die Literaten wichtiger geworden, weil sie Abenteurer des Geistes sind: Dante, Goethe, Balzac, Grass, Montaigne, Márquez.

So ist meine Kunst für mich wie das Reisen: Ich empfinde das Auf-dem-Weg-sein als Qual und freue mich auf die Retrospektive, die mir zeigt, dass ich noch am Leben bin. Kunst zu machen bedeutet mir alles – wenn ich sie nicht gerade machen muss.